Familiengerichte

Seit 2006 werden im Auftrag von Justizministerien, Justizakademien oder OLG-Bezirken der Bundesländer zweitägige Fortbildungsveranstaltungen für Familiengerichte durchgeführt. Bei Interesse wenden Sie sich bitte an die für Ihren Bereich zuständige Justizeinrichtung.

Zur Information nachfolgend ein Programm für diese Veranstaltungsreihe.
Zentrale Problemstellungen bei Verfahren zum Umgangsrecht

a) Einführung

Umgangsstörungen, richtiger: Beziehungsstörungen, gehören heute zum Kernproblem im Zusammenhang mit Trennung oder Scheidung. Einigen die Eltern sich nicht selbst, liegt die Beilegung des Konflikts in den Händen von Juristen (Richter/-innen und Anwält/-innen), die der genuin psychologischen Natur der Trennungsfamilie allerdings als psychologische Laien gegenüberstehen, was den noch immer engen Grenzen universitärer Berufssozialisation zugeschrieben werden kann. Im Alltag sind gewissermaßen zwar alle Menschen „Psychologen“, auch ohne Studium. Doch wenn überhaupt, dann genügt laienpsychologisches Wissen allenfalls für den Umgang mit eigenen Problemen – das gilt gleichermaßen für die eigene Elternschaft (Erziehung) wie für die Partnerschaft (Beziehungsprobleme).

Professionell dagegen brauchen Richter/-innen ein psychologisches Grundwissen, um ihren ganz besonderen „Gegenstand Familie“ besser zu verstehen und angemessener damit umzugehen. Hierzu will das beispielhaft dargestellte zweitägige Seminar beitragen – und beleuchtet sehr verschiedene psychologische Aspekte. Der nicht zu bestätigende Missbrauchsverdacht im Kontext von Trennung, das wird sich zeigen, ist beispielsweise eher ein Problem des Umgangsrechts als des Strafrechts. Paradox? So paradox wie vieles andere auf einem Rechtsgebiet, in dem anfangs kaum ein Jurist tätig sein will, das später so manchen aber auch nicht wieder loslässt.

b) Programm

1. Tag

10.00 – 11.30 Uhr
Trennung im Spannungsfeld zwischen Justiz und Psychologie

11.50 – 12.30 Uhr
Trennung aus Kindersicht: Bindung, Psychische Verwaisung; Lebensmittelpunkt, Umgang

12.30 – 13.00 Uhr
Konsequenzen für Sorgerecht und Umgangsregelung

14.00 – 15.30 Uhr
Trennung und Trennungsfolgen aus Elternsicht: Paardynamik; Streit; Interpunktion; Instrumentalisierung

15.20 – 17.00 Uhr
Psychologische Ursachen von Umgangsverweigerung

18.00 – 20.00 Uhr
Sorgerechts- und Umgangsregelung durch das Familiengericht (Beratung, begleiteter Umgang, Umgangspfleger, Zwangsmittel); häusliche Gewalt und Umgang

2. Tag

09.00 – 10.30 Uhr
Psychologische Gutachten Lösungsorientierter Begutachtungsansatz (§ 163 FamFG)

10.45 – 12.00 Uhr
Herausnahme und Fremdunterbringung von Kindern (§§ 1666, 1666a; 1632 BGB)

13.00 – 15.15 Uhr
Verdacht auf sexuellen Kindesmissbrauch im Kontext von Trennung und Scheidung
(Ursachen, Diagnostik, Intervention – Beispiele) – Abgrenzung zum Strafrecht

15.30 – 16.30 Uhr
Wege der Kooperation zwischen Gericht, Jugendhilfe, Verfahrensbeistand und Sachverständige. Rolle der Anwälte